Mehr als nur schön anzusehen
Der Taraxacum
officinale – bei uns besser unter dem Namen Pusteblume, Saichbleamle, Kuhblume oder
Löwenzahn bekannt – kann viel mehr als man denkt.
Der Löwenzahn ist der Horror für jeden Besitzer eines englischen Rasens, zugliech aber eine wahre Wunderwaffe.
Er enthält viele Bitterstoffe, mit denen er die Sekretion der Verdauungssäfte anregt. Zudem hat er eine harntreibende Wirkung, die wahrscheinlich auf den hohen Kaliumgehalt der Pflanze zurückzuführen ist. In der Volksheilkunde wird er auch als leichtes Abführmittel, bei Diabetes Mellitus und rheumatischen Erkrankungen eingesetzt. Der Milchsaft dient in der Volksmedizin als Mittel gegen Warzen und Hühneraugen.
Zum einen ist der Löwenzahn im Frühjahr eine wichtige Nahrungsquelle der Bienen und damit unverzichtbar für die Honigproduktion und die Entwicklung des Bienenvolks. Zum anderen erfreuen die Blüten nach dem Verblühen als Pusteblume und die Blütenstiele als Tröte. Das ist aber noch nicht alles: Die ganze Pflanze ist essbar. Aus den Blüten kann man eine Art Honig oder Sirup kochen, die jungen Blätter schmecken hervorragend als Salat, Pesto oder Smoothie und die getrockneten Wurzeln finden Verwendung als Kaffeeersatz oder beim Räuchern.
Was man aus dem Löwenzahn alles machen kann, ist mir erst seit diesem Jahr wirklich bewusst. Im Beet vor unserm Haus mussten Bäume gefällt werden, und der Boden lag nun fast zwei Jahre brach und soll jetzt bepflanzt werden. Nachdem der Sommer 2019 so nass war, fiel das Entfernen des "Spontanwuches" damals einfach flach. Ergo habe ich jetzt eine spannende Mischung herrlicher Wildkräuter vor der Tür. Und da habe ich beschlossen, diejenigen, die weichen müssen, nicht auf dem Kompost zu entsorgen, sondern einfach aufzuessen und kleine Aufmerksamkeiten für Freunde und Klienten zu produzieren.
Hier die leckersten Löwenzahn-Repepte:
Löwenzahnblüten-"Honig"
Der Löwenzahnblütenhonig ist kein Honig im eigentlichen Sinne, sondern ein sehr dick eingekochter Sirup, der sowohl geschmacklich als auch von der Konsistenz an Honig erinnert. Diese Variante ist eine super leckere Alternative zum Honig, auch im Rahmen einer veganen Ernährung.
Man braucht:
200 g Löwenzahnblüten - gesammelt bei warmem, trockenem Wetter
1 Liter Wasser
1 kg Zucker
2 Scheiben Bio-Zitrone
- Löwenzahnblüten vom Grün der Blüte befreien. Am besten funktioniert es, wenn man mit einem Messer den Blütenboden abschneidet und anschließend die gelben Blüten vom Grün trent.
- Blüten und Zitronenscheiben in einen großen Topf geben und mit dem Wasser kurz erhitzen - nicht kochen. Anschließend den Sud über Nacht stehen lassen.
- Am nächsten Tag Blüten über ein Tuch abseihen und die Reste ausdrücken. Sud zurück in den Topf geben und zusammen mit dem Zucker unter Rühren aufkochen und leicht köcheln. Unter ständigem Rühren ca. 1,5 Stunden eindicken bis er die gewünschte Konsistenz erreicht hat.
- Anschließend in Twist-Off-Gläser abfüllen und kühl und dunkel lagern.
Der fertig eingedickte Sirup ist mehr als ein Jahr haltbar.
Löwenzahnblütengelee
Bei diesem Rezept braucht es keine genauen Mengenangaben, da es so unkompliziert ist, dass man einfach die Menge an Blüten verarbeiten kann, die man gerade draußen gesammelt hat, ohne sich Gedanken machen zu müssen, ob man genügend Blüten hat oder nicht.
Für das Gelee benötigen wir:
Frisch gesammelte Löwenzahnblüten, 1 Bio-Zitrone, Gelierzucker, Twist-off-Gläser.
Die Blütenköpfchen werden ohne Stiel gesammelt. Bitte nicht einfach nach oben abreißen - das schadet der Pflanze -, sondern sie vorsichtig zur Seite hin abknicken. Zum Transport eigent sich am besten ein kleines Körbchen, da die Blüten hier von allen Seiten gut belütet werden.
Zu Hause angekommen werden die Blüten verlesen, so dass sich keine Käfer und andere Tierchen mehr in den Blüten befinden. Die Blüten vor der Verarbeitung nicht waschen, damit die Pollen erhalten bleiben. Dann die Blüten in einen Topf geben und mit Wasser übergießen bis sie gut bedeckt sind. Je nach Menge zwei oder drei Scheiben einer Bio-Zitrone zugeben und das Ganze auf dem Herd aufkochen. Die Mischung ca. 10 Minuten köcheln lassen, vom Herd nehmen und mindestens 1 Stunde ziehen lassen.
Im Anschluss den Sud abseihen, abmessen und in den Topf zurück geben. Dann die gleiche Menge Gelierzucker zugeben (pro Liter Flüssigkeit 1 kg Gelierzucker) und nach Anleitung auf der Zuckerpackung kochen. Wenn das Gelee die Gelierprobe bestanden hat, heiß in saubere Twist-off-Gläser abfüllen und fest verschließen.
Löwenzahnblüten-Urtinktur
Der Unterschied zwischen einer Tinktur und einer Urtinktur ist das Ausgangsmaterial der Pflanzen: Tinkturen werden aus getrockneten, Urtinkturen aus frischen Pflanzen hergestellt.
Für eine Urtinktur benötigen wir:
eine Messer, ein Schneidebrett, ein sauberes Twist-Off-Glas, frischen Löwenzahn (ganze blühende Pflanze) und Doppelkorn (mind. 38 % Vol.).
Der Löwenzahn wird klein geschnitten und dicht gepackt in das Schraubglas gefüllt. "Dicht gepackt" heißt gut zusammengedrückt, so dass viel Pflanzenmaterial enthalten ist. Anschließend das ganze mit dem Alkohol auffüllen und fest verschließen. Dann für mehrere Wochen an ein sonniges Fenster stellen und ab und an schwenken.
Im Gegensatz zu der vorherrschenden Meinung, die Pflanzen müssten nach drei bis sechs Wochen die Urtinktur verlassen, bleiben die Pflanzen in meinen Ansätzen sehr viel länger enthalten. Der Alkohol und die Pflanzen haben dadurch die Chance, alle Inhaltsstoffe in Lösung zu geben und eine intensivere Essenz entstehen zu lassen. Das vermindert nicht die Haltbarkeit, sondern erhöht sie und die Tinktur ist sparsamer im Einsatz.
Die Löwenzahn-Tinktur ist toll für eine Ausleitung und Entgiftung über die Leber, unterstützt eine mangelnde Fettverdauung und löst und durchbricht seelische Stauungen und Erstarrungen, die verbunden sind mit Ärger, Wut und Zorn.
Räuchern
Räuchern mit Löwenzahn bringt Kraft und Energie zurück, gibt den Mut, neue Wege zu beschreiten und hilft, blockierte Gedanken ins Positive zu drehen und somit Geist, Körper und Seele zu stärken. Die Blüten des Löwenzahns erinnern an die Sonne und wärmen in einer Räucherung Herz und Seele. Das Räuchern der Wurzel wird gerne zur Unterstützung von Meditationen verwendet. Der Rauch reinigt Energien eines Raumes und schafft eine klare Atmosphäre. Eine Mischung aus Blüten und Wurzel kann bei Verlust eines geliebten Menschen veräuchert werden, um in Liebe Abschied zu nehmen und loszulassen.